Im Herbst 2014 veranstalten die Brücke Elmshorn e. V. und die Brücke SH gGmbH dieses Jahr erstmalig gemeinsam zusammen mit weiteren Kooperationspartnern Trialogische Aktionswochen.
Unter diesem Dach werden mehrere langjährig etablierte Veranstaltungsreihen thematisch gebündelt: Die Seminarreihe „Psychiatrische Welten Elmshorn“ (seit 2008 jeweils im Winter- und Sommersemester, in Zusammenarbeit mit der VHS Elmshorn), das Psychose-Seminar Elmshorn (ebenfalls 2008 gestartet, monatlich im Info-Treff des Flora-Gesundheitszentrums) und das Filmforum Elmshorn (seit 2010 2x jährlich, Partner ist hier das Saturn-Kino in Barmstedt). Neu hinzugekommen sind Fachveranstaltungen und eine Lesung.
Das übergeordnete Thema der trialogischen Aktionswochen ist in diesem Jahr „Autismus(spektrumstörung)“ (ASS). Die Fachwelt beschreibt Autismus als eine tiefgreifende Entwicklungsstörung von Wahrnehmung und Informationsverarbeitung, die sich oftmals – in Abhängigkeit von Art und Schwere der Symptome – bereits im frühesten Kindesalter zeigt und durch mehr oder weniger stark ausgeprägte „Schwächen in sozialer Interaktion und Kommunikation sowie durch stereotype Verhaltensweisen und Stärken bei Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Intelligenz“[1] geprägt ist. Das Spektrum reicht dabei von der Grenze zur Unauffälligkeit bis hin zu schwerer geistiger Behinderung.
Dahingegen ist das Bild der Öffentlichkeit über Menschen mit Autismus weitestgehend geprägt von Darstellungen wie im Film „Rain man“, dem am Asperger-Syndrom leidenden Anwalt Jerry Espenson aus der Fernsehserie „Boston legal“ oder Klischees von z. B. sog. Inselbegabungen. Darüber hinaus wissen die meisten Menschen wenig über das Störungsbild und die damit verbundenen Herausforderungen für davon betroffene Menschen und ihre Angehörigen.
Vom 01.10. bis zum 11.11. wollen sich die Veranstalter in insgesamt 9 Veranstaltungen mit verschiedenen Aspekten dieser recht komplexen und umfangreichen Thematik auseinander setzen, und zwar gleichermaßen aus der Perspektive der davon betroffenen Menschen, aus der professionellen Perspektive derjenigen, die Menschen mit Autismusspektrumstörungen begleiten und unterstützen, und natürlich aus der Angehörigenperspektive – ganz trialogisch eben!
Ein großer Block befasst sich mit dem Teilbereich „Autismus(spektrumstörung) im Kindes und Jugendalter“ (Veranstaltungen am 01.10., 07.10. und 09.10.). Im Vordergrund steht die Frage nach den Herausforderungen, die betroffene Kinder / Jugendliche und ihre Eltern zu meistern haben: Was bedeutet es, mit einem Kind mit Autismus(spektrumstörung) zu leben? Wie mit der Störung umgehen? Welche Hilfen und Bewältigungsstrategien gibt es?
Ein zweiter thematischer Aspekt sind „erwachsene Menschen mit Autismus(spektrumstörung)“ (Veranstaltungen am 29.10., 31.10. und 04.11.). Dabei geht es vor allem um Schwierigkeiten im Miteinander und in der Alltagsbewältigung. Wie wirkt sich die Störung aus? Was heißt es, mit Autismus zu leben? Gibt es geeignete Hilfen? Öfter als man denken mag, erfolgt die Diagnose ASS auch erst später im Erwachsenenalter. Die Betroffenen haben dann zumeist schon eine lange Leidenszeit hinter sich, ohne überhaupt zu wissen, was genau das Problem ist: Was es heißt, wenn die Störung erst spät erkannt wird.
Eine weitere Veranstaltung (am 06.11.) setzt sich mit den besonderen Schwierigkeiten auseinander, die Menschen mit Autismus(spektrumstörung) überwinden müssen, wenn Sie am „ganz normalen“ Arbeitsleben teilhaben wollen. Welche speziellen Anforderungen müssen Arbeitgeber für eine gelingende Teilhabe erfüllen? Wie lassen sich die Hürden über Ausbildung / Studium in Richtung Berufsleben meistern und welche Hilfen gibt es auf diesem Weg?
Die Zielgruppen aller Veranstaltungen dieser Reihe sind gleichermaßen und ausdrücklich im psychosozialen Bereich tätige Fachkräfte, Menschen mit Autismus, ihre Angehörigen und Freunde und interessierte BürgerInnen.
Die Veranstaltungsreihe „Trialogische Aktionswochen 2014: Autismus“ wird finanziell von der Aktion Mensch gefördert.
[1] Quelle: Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus; abgerufen am 14.09.2014